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Wein-erlei: „Vin de soif“, Riesling-Gutsweine als Einstieg und mir fehlen die Besuche beim Weingut

27. Dezember 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Zum Jahresende noch ein Wein-erlei und nein, es geht nicht um Sekt oder Champagner. Dazu kann man allenthalben Kompetenteres nachlesen. Zudem liegen diesmal die Raumland-Sekte neben dem Griesel Rosé schon bereit … Übrigens haben wir auch einmal den Griesel Apfel Cuvée Sekt probiert. Kann man aus unserer Sicht trinken, muss man aber nicht. Da haben uns die Pomp Cuvées von Dr. Höhl besser geschmeckt, aber die sind ja auch als Sparkling Cider anders gemacht.

Trotz des winterlichen Wetters haben wir in den vergangenen 3-4 Wochen einige Rieslinge und dabei meist die Gutsweine probiert. Frederik Nikolai Schulz hat sie im Gute-Weine-Magazin als Tor zur Weinwelt, als Einstieg in die Welt des jeweiligen Winzers bezeichnet:

Ein erster Blick in das Sortiment eines Winzers, in seine Arbeitsweise und seine Philosophie, in die Charakteristika einer Rebsorte – darum sollte es gehen. Um unkomplizierten Trinkgenuss, jedoch durchaus mit Anspruch und dem gewissen Kick, der einen dazu bewegt, mehr über das Weingut und die Weinerzeugung erfahren zu wollen.

Gutsweine – Das Tor zur Weinwelt – Lobenbergs Gute Weine

„Gesetzt“ sind seit geraumer Zeit der Kallfelz Riesling Hochgewächs und der Merler Stephansberg von der Mosel oder lange Jahre war der Raddeck vom Roten Hang in Nierstein (Rheinhessen). Lange Jahre hat er sich bei uns behauptet, obwohl wir auch andere Riesling vom Roten Hang probiert haben. Jetzt hat er in diesem Jahr aber starke Konkurrenz durch St. Antony Riesling Rotschiefer bekommen. Hier steht einmal ein direkter Vergleich Raddeck gegen St. Antony bei nächster Gelegenheit an. Alle 4 genannten Weine sind würzige, aromatische Rieslinge mit starkem Ausdruck. Es handelt sich dabei immer um Gutsweine oder Ortsweine

Winzer kennenlernen: Gutsweine als idealer Einstieg

Aber natürlich probieren wir uns weiter durch und vertrauen hierbei auf Tipps von Bekannten und „vertrauenswürdigen“ Weinexperten und -händlern – wie beispielsweise Heiner Lobenberg. Dessen Weinbeschreibungen animieren uns doch immer wieder, neue Tropfen zu probieren. Jetzt haben wir einige vergleichsweise feringliedrige Rieslinge probiert, den trockenen Gutswein von Fritz Haag Riesling QbA trocken (Mosel), den Wittmann Riesling Estate trocken 2019 Bio (Rheinhessen), den Dönnhoff Riesling VDP Gutswein trocken 2019 (Nahe) und den Gut Herrmannsberg Just Riesling trocken 2019 (Nahe). Unsere Favoriten sind dabei die Weine von Fritz Haag, ein sehr feingliedriger Wein, und von Gut Herrmannsberg, ein fruchtiger saftiger Riesling . Beide werden wir sicher wieder im Glas haben.

Und weitere Guts- und Ortsweine probieren, denn sie sind für uns sogar mehr als nur ein Einstieg. Riesling wurde und ist unsere bevorzugte Rebsorte. Immer wieder haben wir auch andere Rebsorten, vom Soave bis zum Gavi , dem Grau- oder Weißburgunder, Chablis oder Sancerre im Glas, oft leben sie vom Namen oder sind überteuert, und hier und da überzeugen sie. Doch wir kehren immer wieder gerne zum Riesling zurück.

Gern auch „Vin de soif“ – und bitte keinen Neid

Solche Einstiegs- oder Alltagsweine sind wichtig. Bei Pinard de Picard ist hier und da die Rede von „Vin de soif“, von unkompliziertem Tafelwein die Rede, den man oft in Bistro ausschenkt oder eben im Alltag mit Freunden und Bekannten trinkt. Als solche „Vin de soif“ in rot habe ich die Einstiegsweine zweier bekannter (und umstrittener) Winzer der Szene kennengelernt. Ich spreche über den Fabelhaft von Dirk Niepoort und den Black Print von Markus Schneider. Beide hatten wir jetzt länger nicht im Glas, aber vor Jahren hatten wir Spaß daran.

Captain Cork kommentiert in seinem Newsletter vom 16. Dezember 2020, wie er die Welt jenseits der dünnen Weinchen kennenlernte:

Und weißt du durch welchem Wein? Es war der Black Print von Winzer-Genie Markus Schneider aus der Pfalz, einer der wenigen deutschen Winzer, die es schafften, hohe Qualität und große Produktionszahlen unter einen Hut zu bringen. Und das noch im Verbund mit perfektem Marketing. Irgendwer wird diesem Winzer für seine Pionierarbeit ein Denkmal errichten müssen, falls der Kollegenneid das zulässt. Wenn man so will, ist der Black Print einer der Basisweine von Markus Schneider. Umsatzbringer und Visitenkarte einer großen Winzermarke. … Basisweine sind die erste Stufe auf einer Treppe, die dich so weit nach oben führt wie du willst.

Und ich oute mich: Den Black Print kann man trinken. Ähnlich verhält es sich mit dem Fabelhaft Tinto von Dirk Niepoort. Im zu Weihnachten 2020 erschienenen PDF-Newsletter PINWand Nr. 317 von Pinard de Picard konnte ich lesen:

Hierzulande reduziert man Dirk gerne auf seine erfolgreichen Weine im Basisbereich, gerade der „Fabelhaft“ scheint in Deutschland so berühmt wie berüchtigt – und vor allem: rasend beliebt!

Auch hier ein leckerer Einstiegswein, ein „Vin de soif“ aus Portugal, ein Cuvée vor allem in Portugal ansässiger Rebsorten, geschickt vermarket, in Deutschland mit einem einprägsamen Etikett mit Wilhelm Busch-Motiven.

Ein Muskateller von der Deutschen Wein-Entdeckungsgesellschaft

Apropos Vermarkung: Eingetroffen ist unterdessen der Jahreswein der Deutschen Wein-Entdeckungs-Gesellschaft:

In jedem Jahr entdeckt (sprich: macht) die Gesellschaft genau einen Wein. Dafür suchen wir uns jeweils einen deutschen Spitzenwinzer aus, der das Zeug und den Mut hat dieses Abenteuer einzugehen. Gemeinsam wird festgelegt wie die Trauben und der Wein gehegt und gepflegt werden. Was dabei herauskommt? Keiner kann es wissen.

Über uns – Deutsche Wein-Entdeckungs-Gesellschaft

Die Weine können in verschiedenen Paketierungen erworben werden und kosten zwisc hen 20 und 30 Euro die Flasche, also auch etwas exklusiver im Preis. Der diesjährige Wein ist ein 2019er Muskateller des fränkischen Weinguts Zehnthof Luckert. Der „Nunn“ soll hervorragend zu asiatischer Küche schmecken. Ich bin gespannt. Es ist auch mein zweiter Versuch mit der Wein-Entdeckungs-Gesellschaft. Danach werde ich prüfen, ob der Weingeschmack von Carsten Henn eventuell doch etwas zu exklusiv für mich ist.

Wein im Onlinehandel: Ich mag die Shops, die Geschichten erzählen

Schließlich noch Lesezeichen von FAZ.NET. Dort ist ein Bericht über Vicampo, den laut eigenen Aussagen zweitgrößten deutschen Onlineweinhändler (hinter Hawesko) erschienen. Bei den Mainzern habe auch ich hin und wieder Wein bestellt. Bei Vicampo fehlt mir etwas, was Pinard de Picard mit seiner PINWand, Heiner Lobenberg mit seinem Katalog und auf der Webseite* oder auch Captain Cork in seinem Newsletter machen. Dort werden Geschichten zu Wein und Winzern erzählt und das macht mich oft neugierig. Bei Vicampo gibt es ab und an interessante Probierpakete von Winzern (aber die werden auch jetzt oft von den Winzern selbst angeboten). Sonst bekomme ich halt nur … Angebote, aber damit scheint man gut leben zu können, auch in Corona-Zeiten.

Die Weinszene muss digitaler werden, aber …

Oliver Bock schreibt, dass Winzer besser als Gastronomen durch die Krise kommen:

Vor allem jene Erzeuger, die viele treue Privatkunden haben und die überdies im Internet aktive Verkäufer sind. Nie zuvor haben sie so viele Weinkisten gepackt wie in diesem Jahr. … Die Pandemie wirkt als Katalysator vieler Veränderungsprozesse auch in der Weinbranche. … Die Pandemie hat vielmehr die Digitalisierung der Weinbranche, die im zu Ende gehenden Jahr auf ihre großen Messen und Präsentationen verzichten musste, stark befördert. Webshops wurden aus dem Boden gestampft, Internet-Weinproben organisiert, digitale Weinbars eröffnet, Talkshows zum Thema Wein initiiert.

Schöne, neue Weinwelt

Das entspricht auch meinen Beobachtungen. Ich muss aber auch zugeben, dass ich bei Podcasts hängen geblieben und die gibt es schon länger. Das mag noch in die Kategorie Talkshows fallen. An Online-Weinproben habe ich noch nicht teilgenommen, obwohl ich es mir vorgenommen hatte. Gutes, modernes Marketing darf sein und ist nicht „unanständig“, siehe auch die oben zitierten Beispiele Markus Schneider und Dirk Niepoort.

… mir fehlt der Besuch beim Winzer vor Ort

Doch ich gebe zu, dass mir jenseits der E-Mail-Newsletter, der Onlinediskussionen und aller Notwendigkeit, auch in der Weinszene digitaler zu werden, vor allem eines fehlt: Der Besuch beim Winzer:in vor Ort, die Weinprobe dort am liebsten mit Freunden und der direkte Kontakt zu den „Weinmachern:innen“. Hoffentlich geht das wieder, irgendwann in 2021 und wenn es Herbst werden sollte.

In diesem Sinne ein frohes neues Jahr. Bleibt vor allem gesund – und vernünftig.

Die Weinszene muss digitaler werden, keine Frage, aber mir fehlen die Besuche mir Freunden direkt bei dem:der Winzer:in, das die Weinmacher:in kennenlernen. Hoffentlich im Herbst 2021 wieder. Bleibt gesund! #Wein #Genuss

(Stefan Pfeiffer)

* Das aktive Geschichten erzählen über E-Mail-Newsletter scheint mit bei Lobenberg gerade etwas eingeschlafen, aber vielleicht täusche ich mich auch nur.

#Loveandhope und leckere Weine vom Roten Hang bei St. Antony in Nierstein – Und ein Expertenblick auf die Weinbranche

10. Juni 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Nach langem war es endlich mal wieder Zeit für einen Ausflug zu einem Weingut. Also ging es am vergangenen Sonntag (7. Juni 2020) nach Nierstein. Ein schöner Ausflug, denn man kann von Darmstadt aus mit der Fähre Nierstein – Landskrone idyllisch über den Rhein setzen – und auf der Kornsand-Seite während des Wartens die Biker bewundern, die dort immer mit ihren Maschinen – oft Oldtimer – Halt machen.

Aber natürlich spielt auch der Wein eine kleine Rolle, warum wir gerne dort hin fahren. Seit Jahren trinken wir dort sehr gerne Riesling vom Roten Hang und bevorzugen die Rieslinge vom Weingut Raddeck. Immer mal wieder haben wir auch andere Niersteiner Weingüter „ausprobiert“, sind aber bisher immer wieder bei Raddeck gelandet, da uns dieser Riesling am besten geschmeckt hat. Diesmal wollten wir wieder einen neuen Versuch, ein neues Weingut testen: St. Antony, ein Gut mit langer Geschichte und umfangreicher Fläche am Roten Hang zwischen Nierstein und Nackenheim, seit einiger Zeit im Besitz des Unternehmers Detlev Meyer. Im September 2019 hat dann der in der Weinszene bekannte Dirk Würtz die Geschäftsführung des Weinguts übernommen.

Der Eingang zum Verkostungsraum in Nierstein bei St. Antony

Wir hatten Riesling von St. Antony schon vor Jahren getrunken und als gut befunden, doch dann das Weingut aus dem Auge verloren. Also per E-Mail angefragt und ja, das Weingut hat wieder für Verkostungen sogar am Sonntag offen. Die Webseite und die angebotenen Weine und Sekte angeschaut. Der Shop scheint aktuell, der Rest der Seite ist leider total veraltet, so mein Eindruck. Und ja, klingt interessant, gerade wo eigentlich eine Sektgenießerin mitkommen wollte, die dann leider aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen ist.

Vielleicht den neuen Lieblingsprickler gefunden …

Trotzdem sind wir über den Rhein gesetzt und sind gegen Mittag im Weingut im Zentrum von Nierstein eingelaufen. Ein junger Mann – Tristan Seffer, der bei St. Antony im Keller anfängt – hat uns begrüßt und in die Covid-19 Verhaltensregeln eingewiesen. Wir waren die einzigen Besucher, alles sehr entspannt. Begonnen haben wir mit dem wohl feinsten Sekt, dem Les Étoiles Rosé Brut, einem Sekt aus Pinot Meunier und Pinot Noir Trauben, der für 14,90 € erhältlich ist. Für mich ein echter Kracher für diesen Preis, erinnert an Champagner und ich glaube die 48 Monate auf Hefe zu merken. Dieser Sekt hat für mich das Potential zu unserem Lieblingsprickler zu werden.

Am Roten Hang …

Wir haben dann noch die anderen Sekte probiert, die auch gut sind, aber es bei mir zumindest nach den rosa Sternen schwer hatten. Den Madame Brut haben wir dann doch auch noch eingepackt. Nun ging es an die Rieslinge vom Roten Hang. Hier haben uns die Einstiegsweine – ich mag den Begriff eigentlich gar nicht – überzeugt: Der Rotschiefer Riesling für 9,80 Euro hat uns überzeugt. Sehr spannend, würzig, schon besonders der Ortswein, der Nierstein Rielsing für 12,90 Euro: „Als Botschafter unseres Ortes aus VDP.ERSTEN LAGEN„, trifft es gut. Wir waren begeistert. Auch den Orbel haben wir noch probiert, ebenfalls lecker, aber wir haben dann auch der Probe (fast) ein Ende gesetzt. Beim nächsten Mal können wir dann weiter probieren.

#Loveandhope – Bemerkenswerte Aktion mit Banksy, süffiger Rosé

Die Probe war fast am Ende, denn auf die Frage, ob wir denn noch etwas probieren sollte, holte Tristan dann noch den 2019er Rosé #Love & hope“ aus dem Kühlschrank. Das Etikett zeigt das berühmte Motiv des bekannten Künstlers Banksy, das „Girl with Balloon“, ein Mädchen, das einen roten Ballon aufsteigen lässt. Banksy war beispielsweise mit dem geshredderten Bild in den Schlagzeilen. Da hatte der Rosé quasi schon bei meiner Kunsthistorikerin gewonnen.

Er ist ein Statement in der aktuellen Krise, denn was könnte wichtiger sein als Liebe und Hoffnung! Gönnen Sie sich ein wenig Freude und schenken Sie diese auch Ihren Lieben.

St. Antony · #loveandhope

Zu dem Rosé gibt es dann noch eine Postkarte, die dem geschenkten Wein beigelget werden kann. Coole Aktion, finde ich. Noch schlimmer: Der Rosé schmeckt auch sehr vollmundig lecker, fruchtig, aber nicht zu bombig-dominant. Also noch einen Karton in den Kofferraum. Ich habe auch noch meine Nase in den Basis-Blaufränkisch reingesteckt. Richtig gelesen, ein Rotwein vom Roten Hang. War auf den ersten Schluck nicht so mein Fall, aber wird bei einem nächsten Besuch validiert werden.

Alles in allem ein schöner Besuch mit nettem Gespräch mit Tristan über die Weine von St. Antony, andere Weingüter und Weine und die wöchentlichen Onlineverkostungen, die Dirk Würtz nun jetzt wohl jeden Mittwoch durchführt. Dazu gibt es eine geschlossene Facebook-Gruppe, d i e t e r – die digitale Weinbar, zu der man „Zutritt“ anfragen kann. Ich habe noch nicht angefragt, da der Termin bei mir nicht passt.

Captain fragt Dirk Würtz, wie es mit der Weinbranche weiter geht

Doch Dirk Würtz ist ein gutes Stichwort. Ich erinnere mich noch an seine Weinvideos auf stern.de. Er ist ein Name in der deutschen Weinnetzszene, der jetzt vom Captain zur Lage der Weinbranche angesichts von Covid-19 interviewt wurde. Ein aufrüttelndes Interview mit „bold statements“.

Wir in der Weinbranche befinden uns so oder so im größten Strukturwandel aller Zeiten. Was jetzt passiert, beschleunigt die Prozesse enorm. Allen voran die Konzentration. Die Großen werden größer, die Kleinen nicht verschwinden, aber sicherlich deutlich dezimiert. Für den eh schon kränkelnden Fachhandel könnte das der finale Todesstoß sein. Könnte wohlgemerkt, muss nicht.

Die Weinbranche wird sich verändern | Captain Cork

Bemerkenswerte Aussagen auch zu einer teilweise gelebten neuen Konkurrenz zwischen dem lokalen Händlern und Winzern, die jetzt angesichts der Lage ab Hof verkaufen wollen. Den Aufruf nach Solidarität kann ich nur unterstreichen. Gerade jetzt kaufe ich bewusst sogar mehr bei meinem lokalen Dealer, der Weingalerie in Eberstadt. Es wird spannend, wie sich das Dreieck Onlineweinhandel, lokaler Händler und Bezug ab Hof entwickeln wird.

Und auch einige Aussagen zu den Winzern und dem Netz:

Der Bauer, und dazu zähle ich den Winzer, ist genetisch konservativ. Der macht das mit dem Internet nur halbherzig, weil es irgendwie dazugehört. Das ist echt schade, weil so vieles auf der Strecke bleibt.

Die Weinbranche wird sich verändern | Captain Cork

Erst kommende Generationen werden, so Dirk, das Netz wirklich annehmen und kreativ nutzen. Stimmt wohl. Schade. Dirk schildert auch die Aktivitäten, die St. Antony selbst digital, in sozialen Netzen, mit klassischen und Online-Mailings und mit guten, alten Webshop durchführt. Die Maßnahmen habe ich so noch nicht so wahrgenommen, aber vielleicht bin ich ja jetzt im Verteiler. Und gut auch von St. Antony zu hören, dass die Webseite des Gutes komplett überarbeitet werden. Sie ist derzeit leider ziemlich „out of date“.

(Stefan Pfeiffer)

Bei Dieter virtuell fast nur mit Männer an der Weinbar oder fränkische BBQ-Weinprobe – Nachschlag zu Onlineverkostungen, Podcasts und mehr

24. Mai 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich habe das Thema virtuelle Weinprobe ja schon einmal hier behandelt. Und wir haben bisher noch an keiner teilgenommen. Die Freunde, mit denen ich das machen wollte, und meine Frau waren nicht so begeistert. Sie wollen lieber real statt virtuell Wein trinken. Ich wäre und bin sicher auch mal dabei.

Im Tagesspiegel bin ich jetzt über weitere virtuelle Weinproben, so auch die digitale Weinbar „Dieter“ gestoßen, die wohl Dirk Würtz initiiert hat. Dirk Würtz ist in der Szene als Weinmacher und auch Weinblogger – zeitweise auf Stern.de – bekannt. Jetzt „schafft“ er und „macht“ Wein beim Weinguts St. Antony in Nierstein. Wenn mir ein Paket von der Auswahl mal zusagt, werde ich einfach mal teilnehmen. Über 100 Weinliebhaber – vor allem Männer – sollen sich laut Bericht des Tagesspiegel Dienstagsabends den der virtuellen Weinbar treffen. Fast schon ein bisschen zu kuschelig …

Das ist bei aller Neugier noch nicht so meine Auswahl von Weinen. Mal schauen, was die kommenden Wochen so bringen

Ich schweife mal ab: Bei Nierstein denke ich natürlich an den Roten Hang und unser langjähriges Lieblingsweingut Raddeck, bei dem ich regelmäßig süffigen Riesling von besagtem Hang bestelle oder abhole. Das Weingut liegt ja auch toll von dort aus durch die Weinberge in Richtung Oppenheim wandern und die Ruinen von Burg Landskrone begehen.

Ein sensationeller Blick vom Weingut Raddeck aus auf den Rhein …
Ein sensationeller Blick vom Weingut Raddeck aus auf den Rhein …

Doch zurück von der Erde des roten Hangs zu den neuen Onlineangeboten. Es gibt hier neue Angebote. So haben laut Tagesspiegel die Agenturen „Yummy Stories“ und „Dorfjungs“ das Portal Cheerswith.me entwickelt, über das Winzer und Händler zu Weinproben inklusive Bestellung von Verkostungspaketen einladen können.

Eine interessante und begrüßenswerte Initiative. Und es kommen immer neue Initiativen hinzu. Per E-Mail laden das Weingut Stahl aus Franken mit dem bekannten Weinkenner Stuart Pigott am Pfingstsamstag, den 30. Mai zu Wein & BBQ live aus dem Taubertal ein. Über YouTube oder Facebook kann man live virtuell teilnehmen und es gibt natürlich das passende Paket mit Essen und Trinken, natürlich den Weinen von Christian Stahl. Das spezielle Angebot gilt leider nur bis 25. Mai. Wer also Lust hat …

Beim Deutschen Weininstitut (DWI) gibt es eine Übersicht von Weingütern, die Onlineverkostungen anbieten. Natürlich gibt es neben den Liveverkostungen auch weitere „Nicht-LiveAngebote“, bei denen man sich Erklärungen zu den Weinen aus der Konserve anschauen und anhören kann.

Seit wenigen Monaten höre ich nun regelmässig Podcasts. Und es werden jetzt auch Wein-Podcasts dazu, dank Weinkenner.de. Dort gibt es Wein auf die Ohren, eine Übersicht von Wein-Podcasts, von Originalverkorkt bis zum Schnutentunker. Dort werde ich auf jeden Fall mal reinhören, auch wenn ich im Auto oder beim Spazieren-gehen die passenden Flaschen vielleicht nicht dabei haben werde.

Es bleibt spannend. Lasst uns experimentieren. Und natürlich hoffe ich, dass wir bald wieder zusammen vor Ort im Weingut zur Probe zusammen sitzen werden.

* Ich war zugegebenermaßen erstaunt: Aber laut der Statistik des Deutschen Weininstituts werden nur vier Prozent der Weine in Deutschland derzeit über das Internet vertrieben. Doch wünsche ich mir eine gesunde Kombination von Onlinevertrieb, vor allem authentischen Blogs und Webseiten, lokalen Händlern und lokalen Weingütern.

(Stefan Pfeiffer)

Umdenken in der Krise: Wein-, Sekt- und Schokoverkostungen online im Netz

26. April 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Vor einigen Tagen habe ich über Liveverkostungen und Online-Weinproben geschrieben. Und die Experimentier- und Lernphase geht weiter. Gute-Weine.de, die Lobensbergs schreiben stolz in ihrem Newsletter vom 17. April 2020, dass man ja nicht zu den Verkostungen nach Bordeaux, an die Rhone, gar in Deutschland verreisen kann, doch …:

Dafür haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt und haben in Windeseile eine „Einsatzzentrale Weinverkostung“ in Bremen ins Leben gerufen.

Eine neu angemietete Dachgeschosswohnung über unserem Büro dient nun als Basisstation für tausende Fassproben, die uns jetzt und in den nächsten Wochen erreichen werden. Per Videokonferenz schalten wir die Winzer dazu und reagieren so auf diese Krise mit Innovation.

„… schalten wir die Winzer dazu“. Youtube-Videos sind ja nett (wobei die nicht von der Verkostung zu sein scheinen), Liveevent aus der „Einsatzzentrale Weiverkostung“ wäre vielleicht besser. Vermarktungschance erst einmal verpasst, finde ich.

Der besonders für seine Sekte bekannte Wilhelmshof dagegen lädt in seinem Newsletter vom 22. April 2020 zu Online-Weinproben ein:

Da derzeit leider keine Verkostungenn im Weingut gestattet sind, bieten wir Ihnen Proben-online@Home an: Sie können aus unten stehenden Weinproben und Seminaren auswählen, sich den Wein oder Sekt von uns zuschicken lassen und mit uns live im Internet verkosten.

Sektverkostungen, Schokoladen-Tasting und Familienverkostungen und -feiern werden online angeboten. Kostet natürlich was, aber das Weingut ist aktiv. Hier findet man die Onlineangebote.

Und noch ein Lese- und Linktipp: das Wein-Plus-Magazin hat im Beitrag Wie Winzer und Weinfreunde in der Corona-Krise helfen – Digitale Weinproben und Weinpakete für Soforthilfe-Projekte einige Initiativen und Angebote zusammengestellt und will diese Liste auch erweitern.

(Stefan Pfeiffer)

Winzer entdecken (endlich) das Netz: Neue Formate wie Live-Verkostungen und Online-Weinproben

11. April 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich nun mit Wein, probiere meiner Frau immer wieder neue Weine, habe natürlich auch einige „Standardweine“ und werde auch ab und an unterdessen von Freunden um Rat und Tipps gefragt. Nun haben auch die Winzer in Zeiten der Corona-Krise mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Gastronomie, auf die viele zählen, hat geschlossen. Und viele von denjenigen, die selbst vermarkten, entdecken nun … das Netz.

Genau darüber berichtet heute auch die FAZ (leider nur für FAZ+ Abonnenten). Virtuelle Verkostungen und Weinmessen werden organisiert. Dass, was ich gerade bei meinem Arbeitgeber IBM mache, tun mehr und mehr Weingüter: Ihre Vermarktung ins Netz verlagern. Und auch dort geschieht das mit heißer Nadel, werden Videos gedreht und virtuelle Events aus dem Boden gestampft.

Virtuelles Weinfest wird überrannt

So organisiert die Tourismuszentrale Südliche Weinstraße am 17. April wohl das „Pfälzer Weinfest für Dähem“ und hat dafür 1.000 Pakete verschickt. Die Organisatoren wurden von der Resonanz überrascht, ja überrannt und musste deshalb den Verkauf der Verkostungspakete stoppen. Das ist mal eine Reaktion, die ich mir auch im Job wünschen würde. Vielleicht muss ich ja das neue Format Wein und IT erfinden? Oder wir verlegen unser IBM Livestudio Magazin in den frühen Abend mit abschließender Weinverkostung. Mal drüber nachdenken.

Doch zurück zu den Winzern und Genossenschaften und deren Aktivitäten im Netz. Passend zum Thema kam heute auch eine E-Mail einer unserer Lieblingsweingüter, des Weinguts Thörle aus Rheinhessen.

„Da Ihr im Moment leider nicht im Weingut vorbeischauen könnt, um die neuen Weine zu verkosten, haben wir diese extra für Euch in einer Online-Weinprobe besprochen. 
Das Video dazu findet Ihr unter diesem Link:
https://vimeo.com/406277025

Solche Wege beschreiten offensichtlich immer mehr Winzer, die sich zusammen tun, und nun online zu vermarkten suchen. Und auch hier gibt es die aufgenommenen Videos wie auch die Live-Formate, in denen man virtuell zusammen kommt, um in diesem Fall eben Wein zu verkosten und dabei das Miteinander zu genießen. Gunnar Sohn hat das kja auch schon vor geraumer Zeit mit einer Bierverkostung praktiziert.

Corona-Krise treibt es voran: Auch Winzer müssen digitaliseren

Für mich ist diese Entwicklung ein weiterer Indiz, dass wir derzeit in vielen Branchen umdenken müssen, digitalisieren müssen, um wenigstens einige Erträge einzufahren. In manchen Branchen mag es eine „Eintagsfliege“ sein und man geht nach der Krise wieder zum Business as usual über. In vielen Branchen wird die Digitalisierung aber bleiben. Da bin ich sicher.

Ich persönlich finde es toll, dass jetzt Winzer und Winzergenossenschaften diese neuen Anläufe unternehmen. Persönlich habe ich in den vergangenen Jahren beispielsweise beklagt, dass viele Wein-Blogger ihre Aktivitäten eingestellt, heruntergefahren oder verlagert haben. So hat der von mir sehr geschätzte Michael Liebert seinen Blog gestoppt und ist für mich nur noch unter Vipino „zu lesen“. Und da ist es schon sehr kommerziell. Oder aber Dirk Würtz ist für mich abgetaucht. Der Captain Cork ist auch nicht mehr der Originalkapitän. Die weinige, nicht weinerliche Onlineszene erschien, erscheint mir sehr dünne.

Wein im Netz: Auch hier sind Live-Formate spannender

Ich würde mir wünschen, dass aus der Krise neue Formate auch in der Weinszene entstehen. Im Idealfall wäre das authentische Formate, nicht reine Beschallungsveranstaltungen. Live-Formate, die ja danach als Konserver zur Verfügung stehen, erscheinen mir am interessantesten. Vielleicht wird es ja was. Und wenn wer Ideen hat: Ich bin gerne dabei und hoste auch privat solche virtuellen Verkostungen mit meiner Technik. Die entsprechenden Erfahrungen habe ich ja mit 9vor9 oder in meinen Livestudios in der IBM gesammelt beziehungsweise sammele sie latent weiter.

Übrigens ist mir aufgefallen – und das mag auch an meiner mangelhaften Beobachtung des Marktes liegen – , dass die Onlinehändler noch nicht auf den Zug aufgesprungen sind. Weder bei GuteWeine, noch bei Vicampo, WirWinzer, oder Vipino habe ich ein Angebot der gemeinsamen Onlineverkostung wahrgenommen. Wie gesagt, es kann an mir liegen. Vielleicht ist es auch gut so und es können sich unabhängigere Plattformen etablieren? Von reinen Verkaufsveranstaltungen online halte ich eh nicht so viel.

Und natürlich den lokalen Handel in der Krise unterstützen

Ich wünsche allen Winzern, die mit ihre Arbeit so viele Genuss und Freude bereiten, alles Gute. Dass Eure Arbeit weiter belohnt wird und dass Ihr davon leben könnt. Heute habe ich mal unsere lokale Weingalerie vor Ort in Darmstadt-Eberstadt unterstützt und mir wurden einige Flaschen vom Leth Blauer Zweigelt Klassik aus Österreich und dem Chateau Buisson-Redon Bordeaux Blanc, ein weißer Sauvignon Blanc aus dem Bordeaux, vorbei gebracht. Kostenloser Lieferservice! Auch dazu ermutige ich alle, nicht nur die Weintrinker. Unterstützt Eure lokalen Händler (nicht nur beim Wein) und helft mit dabei, dass sie überleben. Lasst uns diese Krise gemeinsam und mit Solidarität überstehen. In diesem Sinne frohe Ostern.

(Stefan Pfeiffer)