Eigentlich sollte man es gar nicht betonen müssen: Zu Gast bei #9vor9 war heute wieder eine Frau. Und allein dieser Satz ist selbst entlarvend. Es ist noch immer nicht selbstverständlich, auch nicht oder gerade nicht in der IT und auf dem Fachgebiete Künstliche Intelligenz. Genau dieses Themas nimmt sich die Fachfrau Kim Dressendörfer aus dem IBM Watson Center in München an. Zusammen mit ihren Kollegen:innen baut sie KI-Lösungen und -Prototypen für Kunden, sogenannte Minimal Viable Products (MVPs). Und sie hat sich nicht nur die Technik auf die Fahne geschrieben: Sie tritt aktiv dafür ein, dass mehr Frauen in der IT und der KI ihren Platz finden:
In unserem Gespräch geht Kim auf verschiedene Beispiele, wo Diversity in Lösungen einfach noch nicht funktioniert, wo Vorurteile unbewusst (oder bewusst) einfließen und die Nutzer:innen prägen. Das kann die Google-Suche sein, die die klassische männliche Scheitelfrisur positiv annotiert und ein krauses Haar eben nicht. Wer darauf achtet, findet eine Vielzahl solcher Beispiel – und das nicht nur auf Facebook und bei Google.
Bekannt wurde Diskriminierung auch im Bereich Gesichtserkennung, wo sich Firmen wie die IBM genau aus diesen Gründen zurückgezogen hat. Kim plädiert für ethische Prinzipien in der künstlichen Intelligenz, fordert ein Aufsichtsgremium der genau darauf ein Auge hat und insbesondere auf Diskriminierungen achtet. Ob das durch gesetzliche Regularien, an denen beispielsweise die EU arbeitet, geschieht oder ob andere Mechanismen greifen, wird zu beobachten und zu entscheiden sein.
Kim erwähnte auch noch ein tragisches Beispiel, wo bei Technologie nicht an Frauen gedacht wurde und wird: der Anschnallgurt in Autos ist nicht für Frauen, insbesondere nicht für schwangere Frauen konzipiert und einstellbar. Die verwendeten Dummies sind – so Kim – zu größten Teilen Männer, was zu tragischen Konsequenzen führen kann, weil Frauen oft kleiner sind (und somit weiter vorne sitzen) oder eben die besondere Situation schwangerer Frauen nicht bedacht wird. Ich gebe zu, da hat mir etwas der Atem gestockt.
Nochmals herzlichen Dank an Kim, die wir gerne wieder bei #9vor9 begrüßen und auf deren Tipps für weitere Gesprächspartnerinnen wir sehr gespannt sind. Und versprochen: Wir werden mehr als bemüht sein, auch in #9vor9 diverser zu werden. Wer Frauen in AI kennenlernen will, dem sei Kims Webseite A Woman in IT mit Videointerviews oder das Pendant auf Spotify und Apple ans Herz gelegt. Gerne verlinken wir auch ihre Buchempfehlung Unsichtbare Frauen von Caroline Cirado-Perez.
#9vor9 – Digitalthemen der Woche erscheinen auch immer als Podcast unter https://9vor9.podigee.io/ und sind natürlich über die gängigen Podcast-Plattformen abrufbar. |
(Stefan Pfeiffer)