Genau deshalb fühlen sich ländliche Bereiche abgehängt, liebe Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU):
„5G ist nicht an jeder Milchkanne notwendig“
„Wenn wir 4G flächendeckend haben, sind wir schon sehr gut ausgestattet.“
„Um in die Fläche zu gehen, können wir uns ein bisschen Zeit lassen.“
über Karliczek: „5G ist nicht an jeder Milchkanne notwendig“
Jetzt setzt noch Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) einen drauf. 4G/LTE genüge:
„Mit diesem Standard erreichen wir heute schon die Größenordnung von 450 Mbit. Das ist verdammt schnell und reicht für Wirtschaft, für Haushalte und für den Bürger, für Telefonie und klassische Smartphone-Anwendungen allemal“
Quelle: 5G-Vergaberegeln: Kanzleramtschef Helge Braun bezeichnet LTE als ausreichend – SPIEGEL ONLINE
Da kommen Zweifel auf, ob Braun und Karliczek zukünftige Szenarien und Anwendungsgebiete von autonomen Fahren bis zu den potentiell Hunderttausenden oder gar Millionen miteinander vernetzten Sensoren und Geräten im Internet of Things verstanden hat. Matthias Kremp kommentiert auf Spiegel Online:
Für die Zukunft hieße das aber, Deutschland zu einem Technik-Standort zweiter Klasse zu machen.
Quelle: 5G-Vergaberegeln: Kanzleramtschef Helge Braun bezeichnet LTE als ausreichend – SPIEGEL ONLINE
5G ist sicherlich nicht der Grund, dass jemand die Rechtspopulisten wählt. Aber die Aussage ist wieder ein weiteres Puzzelsteinchen, dass sich um das Land nicht oder schlecht gekümmert wird.
Sascha Lobo spricht von der Funklochrepublik und schreibt zu den Erfahrungen mit Versteigerungen:
Rechnet man alle digitalen Infrastrukturförderungen des Staates der letzten 20 Jahre zusammen, kommt man, grob überschlagen, auf einen einstelligen Milliardenbetrag (2017: rund 700 Millionen Euro). Der Staat hat für die digitale Infrastruktur also faktisch kein Geld ausgegeben, sondern eingetrieben.
über Digitalisierungspläne der Bundesregierung: Sascha Lobo über die Funklöcher – SPIEGEL ONLINE
Liebe Bundesregierung, eine moderne, flächendeckende Infrastruktur mag ja langweilig sein, ist aber Grundvoraussetzung für die Digitalisierung. Da passt ja die Aussage von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), unser Handynetz „eine der größten Blamagen des Technologie-Standorts Deutschland“ wie die Faust aufs Auge. Er lasse sich nicht mehr von Amtskollegen im Auto anrufen, da dass das Handynetz „ständig nur zusammenbricht“. Altmaier scheint einer der wenigen in der Union, der verstanden hat.
Und wir brauchen uns nicht wundern, dass Wähler in den ländlichen Regionen abwandern, wenn wir sie in vielen lebensnahen Bereichen gefühlt und real abhängen. Und um klar zu sein. Dabei geht es nicht nur um Glasfaser und 5G, sondern um viele Aspekte der Infrastruktur (Verkehrsanbindung, Geschäfte etc.).
(Stefan Pfeiffer)