Seit mehr als einem Jahr moderiere ich jetzt fast jeden Dienstag das IBM Livestudio Magazin und berichte dort mit Kunden, Partnern, Influencern und IBM’ern aus der Welt von Hybrid Cloud und KI, aus der Welt der IBM. Ich lerne immer wieder neue spannende Themen kennen, von Quantum Computing bis zur Generalüberholung und Wiederverwendung von gebrauchter Hardware als Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Besonders spannend ist es für mich natürlich, wenn Themen behandelt werden, für die ich mich ganz persönlich interessiere. Das sind beispielsweise Digitalisierung im Gesundheitswesen oder auch Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung. Diese Woche hatte ich wieder das Glück, zu letzterem Thema ein Gespräch führen zu dürfen, fast in Anschluss zu meinem ganz persönlichen Rant, der die Tage erschienen ist.
Peter Kuhn von Fortiss, der Landesforschungsinstitut des Freistaats Bayern für softwareintensive Systeme, und meine Kollegin Felizitas Müller aus dem IBM Watson Center in München. Mit den beiden durfte ich mich über ihr Projekt zur proaktiven Verwaltung unterhalten, einem innovativen Ansatz, der die Bürger:innen als Kunde:innen in den Mittelpunkt stellt. Die Idee ist Services so zu gestalten, dass sie sehr einfach genutzt oder gar automatisch geleistet werden. Ein Beispiel ist das Kindergeld, das in einem solchen Szenario gar nicht beantragt werden muss, sondern automatisch nach der Geburt eines Kindes an die Eltern ausgezahlt wird. Die Daten über die Geburt und Erziehungsberechtigte scheinen vorzuliegen, so dass wohl kein Grund gegen eine solche Automatisierung spricht.
Genug der Vorrede, einfach mal rein hören.
Ich habe den Eindruck, dass es sehr viele Prozesse und Verfahren gibt, die deutlich einfacher und benutzerfreundlicher abgewickelt werden könnte. Das wird ja auch im Onlinezugangsgesetz, kurz OZG, gefordert, das Bund, Länder und Kommunen verpflichtet ihre Leistungen über entsprechende Verwaltungsportale den Bürger_innen bis Ende 2022 auch digital anzubieten.
Der Prototyp, den die in der seit 2019 bestehende Kooperation zwischen fortiss und IBM entstanden ist, ist nur ein Beispiel, wie so etwas komfortabel funktionieren kann. Hier wird er auch nochmals näher erläutert. Technologien wie Infobots, komfortable Formularschnittstellen, bei denen die Daten schon vor ausgefüllt sind, und Integration in die vorhandenen Bestandssysteme können dabei Bausteine für solche deutlich komfortablere und bürgerfreundlichere Lösungen sein. Es mag zwar keine Sprunginnovation à la SPRIN-D sein, aber es wäre ein sichtbarer und vor allem für die Bürger:innen direkt erfahrbarer Fortschritt.
Nur müssen diese dann auch von den öffentlichen Verwaltungen angenommen und vor allem möglichst zügig umgesetzt werden. Da scheint es mal wieder zu hapern. Das Team hat die Lösung dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie vorgestellt – und wartet auf eine positive Antwort. Und vielleicht gibt es ja auch außerhalb von Bayern Interessenten. Gerne stelle ich den Kontakt zu Felizitas und Peter her. Ich glaube fest daran, dass wir solche Lösungen dringend brauchen. Und in unserem privaten Videocast/Podcast #9vor9 werden in den kommenden Wochen auch mit dem Verantwortlichen der Digitalstadt Darmstadt genau auch über solche Themen sprechen, denn mehr Digitalisierung in der Verwaltung bleibt für mich ganz persönlich ein Herzensthema.
(Stefan Pfeiffer)